Tipps zur Winterfütterung

 

 

Noch war im Herbst der Tisch für die Tiere und Menschen reich gedeckt, schon fallen die Temperaturen und der Winter steht vor der Türe. Die kalten Wintermonate bedeuten für viele Tierarten einen harten Kampf ums Überleben. Nach Auffassung der Naturschützer ein natürlicher Ausleseprozess, in den der Mensch nicht eingreifen sollte. Außerdem würden nur solche Vogelarten mit der Zufütterung unterstützt, deren Bestand ohnehin nicht gefährdet sei.

 

Wir als Befürworter der Winterfütterung halten jedoch dagegen, dass sich die Überlebens-chancen unter unseren Umweltbedingungen in den letzten Jahrzehnten so drastisch verschlechtert haben, dass von einer „natürlichen Auslese“ ohnehin nicht mehr gesprochen werden kann. Der Rückgang natürlicher Lebensräume, belastete u. vergiftete Nahrung sind Folgen unserer Zivilisation. Die Tierwelt, sie scheitert nicht nur an den natürlichen Folgen, wie Hunger, Krankheit oder als Beute Ihrer Feinde, sondern sie scheitern im Überlebenskampf durch unsere Umweltveränderungen, den weltweiten Folgen der Industrialisierung, dem Verkehr, der Flächenzersiedlung- und Bebauung, der Technik, den Überlandleitungen, der modernen Landwirtschaft, dem Vogelfang, der Ölpest in unseren Gewässern, der vergifteten Nahrung und vielleicht auch bald an den „Strahlungen“, die unsere moderne Medien- u. Kommunikationstechnik mit sich bringt. All diese Gefahren sind in ihrem natürlichen Warnsystem nicht programmiert. Deshalb kommt es nach unserer heutigen Einschätzung auf den Schutz jedes einzelnen Tieres an, sei es im großen wie im kleinen. Aus tierschützerischer Sicht und ethischer Verpflichtung geht es darum, jedem Tier, ob gefährdet in seiner Art oder nicht, den drohenden Hungertod nach Möglichkeit zu ersparen.

 

Ein weiteres Plus der Winterfütterung - sie schafft auch für uns Menschen einen wichtigen Kontakt zur Natur und ist eine ideale Annäherung, sich mit unseren Tieren und der Natur auseinander zu setzen.

 

Wenn wir also im Winter helfen wollen, sollten wir uns genau informieren: wie helfen und füttern wir richtig. Unsachgemäße Fütterung schadet den Tieren mehr als gar keine Fütterung! Leider werden immer noch von vielen Tierfreunden Speisereste, Brot und Küchenabfälle oder oftmals mindere Qualität von „Winterfutter“ aus Supermärkten verfüttert. Auch mangelt es bei den Futterstellen an der täglichen Reinigung, die Folge: Schimmelbildung der Nahrung und ideale Brutstätten für Krankheitserreger und Parasiten durch Verkotung. Unter diesen Gesichtspunkten richtet die Winterfütterung mehr Schaden als Nutzen an und ist grundsätzlich abzulehnen!

 

 

Hier die Wichtigsten Grundregeln zur Fütterung:

 

- Keine Speisereste u. Küchenabfälle verfüttern

- Kein Brot oder Futter auslegen, das Feuchtigkeit enthält und gefrieren kann

- Obst (z. B. Äpfel) immer frisch bereitstellen

- Futtermischungen für Insekten- u. Körnerfresser anbieten

- Hochwertige Zutaten verwenden aus dem Fachhandel

- Wenn Winterfutter aus Supermärkten bitte auf Verfallsdatum und Milben achten es empfehlen sich Geruchsproben gerade bei Meisenknödeln und Ringen

- Futterplätze täglich reinigen, oder Futterstellen verwenden, die nur mit Trichter/Silo und Sitzstangen gebaut sind. Das Futter in den Trichtern und Futtersilos sollte regelmäßig auf Trockenheit kontrolliert werden

- Den Boden um die Futterstellen regelmäßig säubern, je nach Verschmutzung

- Regelmäßig morgens und nachmittags füttern

- Futterplätze möglichst vor Witterung geschützt Aufstellen (keine Nässe, da das Futter schnell verdirbt und sich bei so schnell Krankheitserreger verbreiten)

- Futterplätze offen und überschaubar aufstellen und einrichten, dass Feinde wie Greifvögel und Katzen bei der Annäherung früh gesichtet werden können und nicht aus dem Hinterhalt nur noch zugreifen müssen

- Futterhäuschen mind. 2 Meter entfernt von Fensterscheiben ohne Gardinen aufstellen

- Verschiedene Futterplätze und Futtersorten anbieten, damit möglichst viele Vogelarten Nahrung finden

 

 

Unsere gefiederten Wintergäste

 

Eine Vielzahl unserer heimischen Vogelarten sind Standvögel oder Jahresvögel. Im Winter finden sich viele von ihnen gerne als Gast an unseren Futterplätzen ein. Zu den häufigsten Vogelgästen zählen Buchfinken, Grünfinken, Sperlinge, Ammern, Dompfaff und Kernbeißer, die verschiedene (kleine u. große) Sämereien, Hanf u. Sonnenblumenkernen aber auch Weichfutter und Beeren bevorzugen. Insekten- oder Weichfresser wie Spechte, Blau- u. Kohlmeise, Tannenmeise, Sumpfmeise, Haubenmeise, Kleiber, Baumläufer, Rotkehlchen, Amsel, tw. Drosseln und seltener Zaunkönig Heckenbraunellen oder Wintergoldhähnchen, sie alle können im Winter mit Fettflocken, Haferflocken, Nüssen, Beeren, ungeschwefelten Rosinen, Obst und tw. Sonnenblumenkernen gefüttert werden. Besonders gerne wird die Futtermischung (siehe unser Rezept Futtermischung für Futterstämme etc.) angenommen. Gelegentlich finden sich an der Futterstelle auch Ringel- u. Türkentauben ein, der Eichelhäher und „nicht gefiederte Gäste“ wie Eichhörnchen, Maus und Co.

 

Auch am Flugverhalten der Zugvögel hat sich einiges verändert, so dass nicht selten Stare und Stieglitze bei uns überwintern, vereinzelt sogar Bachstelzen und Rotschwänzchen.

 

Zu manchen Zeiten finden sich plötzlich in Schwärmen Zeisige, Bergfinken, Drosseln, Seidenschwänze usw. an den Futterstellen ein. Sie sind Wintergäste aus dem Norden, denen unsere Klimaverhältnisse schon zur Überwinterung ausreichen. So auch Greifvögel wie z.B. Mäusebussarde.

 

Es empfiehlt sich, besonders für Familien mit Kindern, einen kleinen Vogelführer parat zu legen, um unsere Vögel am Futterhaus besser kennen zu lernen. (Buchtipp: BLV Naturführer Vögel ISBN: 3-405-12117-5 oder BLV Handbuch Vögel ISBN 3-405-14736-0)

Sehr zu empfehlen ist das Buch: Vögel füttern - aber richtig - Das ganze Jahr füttern, schützen und sicher betimmen von Prof. Peter Berthold und Gabriele Mohr Bestell- Nr.: 028-5205685-1330713 

 

 

 

Wann mit der Fütterung beginnen?

 

Eine Futterstelle wird oft sehr schnell von unseren gefiederten Wintergästen erkannt und im Nu stellt sich ein reges Treiben ein, daher genügt es, mit dem Füttern zu beginnen, bei anhaltendem Frost und Schnee der Winter wirklich seinen Einzug gehalten hat. Nun kommen wir zu der weiteren Frage – zu welcher Tageszeit soll man füttern? In unseren Breiten dauern die Nächte im Winter bis zu 15 Stunden. In frostreichen, kalten Nächten verlieren Kleinvögel bis zu 10 Gramm ihrer Fettreserven viele von ihnen überstehen solche Nächte nicht. Hauptursache sind die Rückstände belasteter Nahrung, die sich in den Fettpolstern ansammeln und das Immunsystem der Tiere empfindlich angreifen und schwächen. Daher empfiehlt es sich, regelmäßig gleich am Morgen und nachmittags 1-2 Stunden vor Einbruch der Dunkelheit zu füttern. Die Futtermenge richtet sich nach der Besucherzahl – die Vögel sollten jedoch tagsüber der natürlichen Nahrungssuche nachgehen. Sinnvoll ist das Einrichten von verschiedenen Futterplätzen, um den verschiedenen Nahrungsgewohnheiten der einzelnen Vogelarten gerecht zu werden (Körner- u. Weichfresser). Streitereien um das Futter werden damit auch reduziert.

 

Das Futterhaus

 

Finkenvögel, Amsel, Stare, Rotkehlchen sind keine Kletter-Akrobaten und können freihängende Nahrung nur durch naheliegende Äste erreichen. Für sie eignet sich ein richtiges Futterhaus. Die Auswahl im Handel ist groß - achten Sie auf massives Baumaterial - kein Pressholz, sonst übersteht ihr Vogelhaus nur 1 allenfalls 2 Winter. „Selberbauen“ macht auch viel Spaß. (hierzu können Sie bei Bio-Top e.V. gerne nähere Informationen abfragen). Beim klassischen Vogel-Futterhaus ist unbedingt auf Hygiene zu achten! Wechseln sie täglich die Einlage aus Zeitungspapier und Futterresten aus und reinigen Sie es je nach Verschmutzung mit heißem Wasser (anschließend gut trocknen). Besser eignen sich Futterhäuschen mit einem Futtertrichter, Futterrinne und Sitzstangen davor ausgestattet oder Futtersilos/Futterspender mit Sitzmöglichkeit. Beide werden inzwischen alternativ zum klassischen Futterhaus im Fachhandel angeboten. Für welches Futterhaus Sie sich nun entscheiden – wichtig ist auch der Standort. Stellen Sie das Futterhaus möglichst an einer wettergeschützten Stelle auf, dennoch soll den Wintergästen ein freier Anflug und Ausblick nach allen Seiten möglich sein, damit sie herannahende Feinde rechtzeitig entdecken und fliehen können. Achten Sie auf den Boden unter der Futterstelle - auch hier ist regelmäßige Reinigung (besonders bei Nässe) angesagt.

 

 

Was wird gefüttert?

 

Unsere Singvögel werden nach ihrer Futterspezialisierung in zwei große Gruppen aufgeteilt, die Körner- und die Weichfutterfresser - das Futterangebot sollte also beiden gerecht werden.

 

So eignet sich eine Mischung aus Sonneblumenkernen, Hanfkörnern, Weizen, Roggen, kleineren Sämereien und Hafer- u. Getreideflocken, dazu verschiedene Nussarten, ungeschwefelte Rosinen, getrocknete Beeren und Obst. Äpfel können ganz oder halbiert ausgelegt werden. Der Frost scheint in diesem Falle nicht zu schaden!

 

Fertigmischungen, Sämereien und Körner sollten besser im Fachhandel gekauft werden. Dort können Sie auch nach Belieben die Futtermischung selbst zusammenstellen. Bei jedem Futterkauf sollten Sie darauf achten, dass das Futter nicht ranzig riecht und nicht von Milben oder anderem Getier befallen ist. Haferflocken, Kleie, Vollkornflocken und Getreideschrot besorgen sie ruhig im Supermarkt oder Naturkostladen, je nach Geldbeutel. 

 

Im übrigen lässt sich im Sommer und im Herbst schon allerlei für die winterliche Fütterung sammeln und lagern. So beispielsweise Haselnüsse und Walnüsse, gut getrocknet halten sie sich lange und es genügt, sie zur Fütterung nur mit dem Hammer kurz aufzubrechen. Hervorragend eignen sich als Vitaminspender auch getrocknet vielerlei Beeren wie Eberesche, Holunder, Liguster, Mehlbeeren, Weißdorn und wilder Wein. Gut getrocknet können auch große gefüllte Sonnenblumenköpfe zur Winterfütterung aufgehängt werden. Obst, vor allem Äpfel lassen sich einlagern, die Vögel stören ein paar braune Flecke kaum.

 

 

Die freihängende Futterstelle

 

Diese Futterstellen werden gerne von Meisen, Spechten Kleibern und Baumläufern aufgesucht. In Bäumen oder am Balkon können sie so aufgehängt werden, dass auch andere Vogelarten sich vom Ast oder Geländer her ein paar Leckerbissen angeln können.

 

Die freihängende Futterstelle sollte zusätzlich zum Futterhaus angeboten werden.

 

Besonders großen Anklang bei den Vögeln findet unser Futter-Birkenstamm, den unser Vereins-Mitglied Peter Rebholz konstruiert hat. Ab 2003 kann dieser Futterstamm mit Rezeptur für die Futtermischung in der Geschäftsstelle des Bio-Top e.V. für den Winter bestellt werden (siehe Anleitung u. Abbildung 2)

 

Aber auch gefüllte Nusssäckchen, gefüllte Tontöpfe und Kokosschalen werden gerne angenommen und bieten je nach Füllung unseren Vögeln (Weichfressern u. Insektenfressern) eine artgerechte und gesunde Nahrung. Wir empfehlen ungern, die im Handel erhältliche Meisenringe und Knödel – lieber Selbermachen und frisch zubereiten!

 

 

Rezeptur:

Futter zum Füllen von Stämmen, Kokosschalen und Blumentöpfen

 

Zutaten:

 

            500 Gramm Haferflocken (auch Dinkel od. Vollkorn)

            200 Gramm grob gemahlenen Nüsse (Haselnuss, Wallnuss, Paranuss, Erdnuss)

            200 Gramm Sonnenblumenkerne

            100 Gramm Kleie und kleine Sämereien

            1 Kg Kokosfett

 

Das Kokosfett mit schwacher Hitze auf dem Herd erwärmen in einen großen Behälter geben die Mischung: ca. 1kg der Zutaten (gut vermischt) langsam einrühren. Die Masse etwas abkühlen lassen, bis der Brei nicht mehr so flüssig ist und in den Tontopf oder Kokosnuss einfüllen und aushärten lassen. (Bitte nicht die Mittelstange vergessen, damit die Vögel sich besser halten können - siehe Abbildung 3)

 

Für den Futterstamm sollte die Masse immer nur so angewärmt werden (Zimmertemperatur reicht oft aus) um eine Konsistenz wie Butter zu erhalten. Mit einem Löffel die Futtermischung in die einzelnen Löcher des Futterstammes streichen. Den Rest der Futtermischung bitte kühl lagern. Sicher ist der Futterstamm aufwendiger und muss öfter gefüllt werden, aber nach unseren Erfahrungen wird er von den gefiederten Gästen am liebsten angenommen. Wir wünschen viel Spaß!

 

 

Die Vogeltränke im Winter

 

Nur an länger anhaltenden klirrend frostigen Tagen ohne Niederschläge sollte auch an Wasser für unsere gefiederten Gäste gedacht werden. An unserem kleinen Gartenteich haben wir im Winter immer ein kleines Gerät mit Schlauch und Sprudelstein montiert (Kosten etwa 10-15 Euro - im Zoofachhandel erhältlich), so war der Teich nie ganz zugefroren und es schien an manchen frostigen Tagen, als käme der halbe Wald zu uns zur Tränke. Ein kleiner flacher Blumenuntersetzer eignet sich zur Not auch, wenn er mehrmals am Tage mit lauwarmen Wasser gereicht wird. Bitte nicht zu groß, damit die Vögel nicht anfangen zu baden.

 

 

Schlafplätze im Winter

 

Wer einen Garten hat, kann auch hier helfen. Nistkästen werden nicht nur zur Brutzeit bewohnt, und sollten daher vor Wintereinbruch bereits gereinigt sein und mit etwas trockenen Moos und Heu ca. 2 –3 cm aufgefüllt werden. Für Wintergoldhähnchen, Zaunkönige und andere Kleinvögel eignen sich an geschützter Stelle dichte ca. 1,5 m hohe und 50 cm breite/tiefe Reisig- und Schilf-(Gras) Manschetten um Bäume herum gebunden.

 

Dichte Hecken und bepflanzte Wände mit Immergrün an Gebäuden und Mauern bieten ebenfalls zahlreiche Schlafplätze, denn wenn in den Wintermonaten die meisten Bäume ihre Blätter verlieren, reduziert sich auch das Angebot an Schlafplätzen.

 

Winterfütterung

für Greifvögel, Fasane, Wasservögel, Kleinsäuger und Großwild

 

Damit unser Bericht nicht zu umfangreich wird, können Sie weitere Informationen über unsere heimischen Wildtiere und Hilfsprogramme im Winter auch per Telefon erhalten.

Bio-Top e.V. Tel.: 07531-455 829    Fax: 07531-455 832.

 

 

Abschließend zur Winterfütterung

 

Die beste Winterhilfe ist jedoch der naturnahe Garten, in dem viele heimische Gehölze, Beeren- und Staudengewächse und gar Obstbäume wachsen. Hecken und Mauerbegrünungen für Insekten und Schutz sorgen. Mehr als 60 Vogelarten und Säugetiere ernähren sich beispielsweise von Holunder und der Eberesche. Der Garten - und Tierfreund sollte seinen Garten im Herbst nicht „aufräumen“, sondern hohle Stengel, Blütenreste und Fruchtstände stehen lassen. Die Tiere finden hier noch Samen und Früchte. In den abgestorbenen Pflanzen, aber auch in aufgeschichteten Holz- u. Reisighaufen und im Kompost befinden sich viele kleine Insekten. Lassen sie möglichst viel Laub liegen - es schützt und nährt nicht nur die Pflanzen - in Mulch und Laub finden unzählige Insekten Unterschlupf und bieten damit auch Nahrung für unsere heimischen Singvögel.

 

So wie im kleinen so auch im großen – wir alle können unseren Beitrag leisten zu einer besseren, gesünderen und naturnahen Umwelt!

 

Wir wünschen Ihnen viel Freude mit Ihren Wintergästen!

 

Ihr Bio-Top e.V. –Team